Geschichte und Entwicklung der Badischen Herrengesellschaften insbesondere der Wolfschlucht
In der ersten, vorwiegend aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in
Baden die ersten Herrengesellschaften. Es war das Jahrhundert der Vereinsgründungen.
Nach den vielen Kriegen, angefangen mit der Französischen Revolution 1789, den
Napoleonischen Kriegen 1803 - 1814 und der Neuordnung durch den Wiener Kongress zum Deutschen
Bund 1815 bis hin zur Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 war die Stimmung im Volk
sehr aufgeheizt. Eine Unzufriedenheit war überall zu spüren, die sich 1832 im Hambacher
Fest zeigte. Die Bürger verlangten nach Einigkeit, Recht und Freiheit. Das Leitbild der
Gründer der einzelnen Gesellschaften war eine bürgerliche Gesellschaft freier und
rechtsgleicher Bürger. Adel, Stand und Zünfte sowie konfessionelle Grenzen sollten
überwunden werden. Bislang war die Anrede ”Herr“ den Geistlichen, den Adligen
und den Ratsherren vorbehalten. Erst nach der Badischen Revolution ab 1850 wurde der einfache
Mann, der freie Bürger als ”Herr“ angeredet. Die Herrengesellschaften waren die
natürliche Folge dieser Entwicklung.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Baden- Baden einen Stammtisch von Gebildeten aller
Stände. Man stellte immer wieder fest, es fehle eine Gesellschaft mit ausschließlichem
Zweck der Pflege des geselligen Zusammenseins und der Freundschaft, wie sie in anderen
Städten bereits gegründet waren. Nachdem auf mündliche Anfrage eine große Anzahl
von Bürgern ihre Mitwirkung zugesagt hatten, wurde am Sonntag, den 29. November 1903 eine
Versammlung im damaligen Gasthaus Petersburger Hof anberaumt. Nach kurzer Debatte wurde die
Gründung einer Herrengesellschaft einstimmig beschlossen, zunächst noch unter dem
Namen ”Salamander“. Da einige Mitglieder sich mit dem Namen Salamander nicht
anfreunden konnten, wurde am 2. Dezember 1903 eine weitere Versammlung einberufen, in der man
sich einstimmig auf den Namen ”Wolfschlucht“ einigte. Den Ausschlag gab wohl die
am Fuße des
Merkur liegende
Schlucht dieses Namens, die schon Carl Maria von Weber in
seinem Freischütz besungen hatte. Somit war auch eine Beziehung zu Baden-Baden gegeben.
Den Gründungsvätern war ein Zusammenschluss gelungen, der Freundschaft, Einigkeit,
gegenseitige Achtung, Geselligkeit und Frohsinn in fröhlicher Runde vereinigte.
Nicht immer gleich gesinnt, doch gleich gestimmt - sollte später der Wahlspruch heißen
und gilt bis in die heutige Zeit.